Sensible Phasen
In der Diskussion um Frühkindliche Bildung, ob in Ergebnissen der Hirnforschung oder neuster entwicklungspsychologischer Literatur, Montessoris Begriff der „Sensible Phasen“ ist wieder angesagt! Er ersetzt aktuell häufig gewählte Synonyme, wie Entwicklungs- oder Lernfenster, die genutzt werden sollten bevor sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder geschlossen seien. Gemeint ist das, was Maria Montessori schon früh als besondere innere Empfänglichkeitsperiode bezeichnet, in welcher Kinder gewisse Lernschritte ganz mühelos und wie von selbst durchschreiten. Montessori vergleicht die sensible Phase mit einem Lichtstrahl, der auf ein bestimmtes Thema fällt und nur das beleuchtet, was für diesen Entwicklungsschritt oder den Erwerb genau dieser Fähigkeit notwendig ist:
„Sobald eine solche Empfänglichkeit in der Seele des Kindes aufleuchtet, ist es, als ob ein Lichtstrahl von ihr ausginge, der nur bestimmte Gegenstände erhellt, andere hingegen im Dunkel lässt. Die ganze Wahrnehmungswelt des Kindes beschränkt sich dann mit einem Male auf diesen hell erleuchteten Bezirk.“
Diese besonderen Empfänglichkeiten sind sehr individuell und von vorübergehender Dauer. Sie klingen ab, wenn die entsprechende Fähigkeit erworben ist. Wird eine sensible Phase nicht genutzt kann der bestimmte Entwicklungsschritt nicht mehr auf natürliche Weise gemacht werden. Nachdruck liegt hier auf den Worten „auf natürliche Weise“, denn der Mensch hat weiterhin Lernchancen, jedoch nicht mehr mit dieser Leichtigkeit und Begeisterung. Mühe, Anstrengung und Willenskraft stehen dann im Vordergrund, wenn der optimale Zeitpunkt, die sensible Phase, ungenutzt blieb.
Ziel unserer Pädagogik ist einmal mehr die gute und individuelle Beobachtung, um die besonderen Lernchancen jedes Kindes zu erkennen und zu nutzen.